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Schulalltag bei einem Rheumakind mit einem Avatar

2.März 2024 | News

Heute berichten wir über den Schuleinsatz eines Avatars bei einem unserer Rheumakinder. Dank vieler Spenden, konnten wir Marie viel Lebensqualität zurückgeben. Der Mama sei herzlich für den sehr lohnenswerten Lesebeitrag gedankt.

Unterricht – Herzliche Begrüßung trotz unsichtbarer Anwesenheit

Punkt 7.35 Uhr stellt Marie mittels Tablet Kontakt zum Avatar her. Ein fröhliches Gewusel empfängt sie. Ein lauter Ruf geht durch die Klasse – Marie ist da. Einige Kinder gehen am Avatar vorbei und begrüßen sie persönlich. Das zeigt, wie stark der Wunsch der Klasse ist, Marie in ihrer Mitte zu haben. An diesem Tag hat sie mehr als üblich zu kämpfen. Steife Knie und Schmerzen in den Handgelenken machen ihr zu schaffen. Trotzdem möchte sie unbedingt am Unterricht teilnehmen. Stundenklingeln, die Lehrerin begrüßt die Klasse und widmet sich dann Marie. Der Matheunterricht beginnt mit der Hausaufgabenkontrolle. Plötzlich leuchtet der Avatar grün. Ein Mitschüler, der neben dem Avatar sitzt, gibt der Lehrerin ein Zeichen, dass Marie sich meldet. Die Lehrerin ruft sie auf, um das erste Aufgabenpäckchen vorzulesen – eine wundervolle Integration, die zeigt, dass Marie nahtlos in die Klasse integriert wird.

Avatar bringt Normalität und Gemeinschaft am Frühstückstisch

Mit dem Klingeln endet die erste Stunde. Maries Klasse geht in die kleine Pause über – Zeit für ein gemeinsames Frühstück. Die Lehrerin bringt den Avatar zum Frühstückstisch, an dem bereits drei Mädels sitzen – Maries Freundinnen. Am Tisch entfaltet sich ein lebhaftes Gespräch zwischen den Mädels. Sie lachen gemeinsam, unterhalten sich über Hobbys und Lieblingsfilme und es entsteht eine Atmosphäre der Normalität, als säße Marie tatsächlich mit am Tisch.

Rollenspiel durch Avatar

Marie und ihre Mitschüler bereiten sich auf den Deutschunterricht vor. Die Lehrerin hat für heute eine Vorlesekontrolle geplant. Ein Märchen soll in verteilten Rollen vorlesen und anschließend benotet werden. Zuerst lesen Maries Mitschüler in selbstgewählten Gruppen. Dann ist sie an der Reihe, ihre Mitschüler reißen sich förmlich darum, wer mit ihr gemeinsam lesen darf. Dank Avatar klappt es wunderbar und es macht den Anschein, als wäre Marie nicht nur virtuell, sondern auch physisch anwesend.

Marie mit Avatar

Unterhaltung Seite an Seite

In der nächsten Stunde wird es musikalisch. Die Musiklehrerin kommt ins Klassenzimmer, um Maries Avatar abzuholen. Auf dem Weg zum Musikzimmer unterhält sich die Lehrerin mit Marie, als würden sie Seite an Seite gehen. Diese einfühlsame Geste trägt dazu bei, dass Marie sich nicht nur als Teil des Unterrichts, sondern auch als ganz normale Schülerin fühlt.

Zwischen Kinderlachen und virtueller Stille

Es klingelt, Gewusel im Klassenzimmer, langsam wird es still und die Klassenzimmertür schließt sich. Während Maries Mitschüler auf dem Schulhof toben und spielen, humpelt sie vom Kinderzimmer ins Wohnzimmer. Laufen ist heute nur schwerlich möglich. Während Marie im Unterricht saß, hat ihre Mama ein zweites Frühstück vorbereitet. Ein Verband ums Handgelenk und wärmende Moorkissen auf den Knien zeigen Maries Einschränkungen. Die große Frühstückspause endet. Sie humpelt zurück in ihr virtuelles Klassenzimmer. Die Schüler kommen aus der Pause zurück. Während sich ihre Mitschüler noch aufgeregt unterhalten, ist Marie nun wieder allein in ihrem eigenen kleinen Klassenzimmer.

Avatar schafft eine lebendige Englischstunde

Die Englischstunde beginnt mit einer Fragerunde. Auch hier wird Marie aktiv in den Unterricht eingebunden. Die Kinder laufen durch den Raum und stellen sich gegenseitig Fragen. Marie wird nicht ausgelassen, immer wieder steht jemand vor dem Avatar und fragt: „Where are you from?“ Sie antwortet „I am from Naunhof“. Über ihr Gesicht huscht ein Lächeln.

Kurze Auszeit während der Mittagspause

Pausenklingeln – endlich große Pause. Marie ruft nach ihrer Mama und lässt sich von ihr aus dem Kinderzimmer ins Wohnzimmer tragen. Die Knieschmerzen sind so schlimm geworden, dass sie nach Schmerzmittel fragt und ihre Mama bittet, die Moorkissen zu erwärmen. Marie legt sich ein wenig hin. Sie fühlt sich matt und abgeschlagen. Die 30 Minuten Pause tun ihr gut und geben ihr ein wenig Kraft für die letzten zwei Stunden.

Kreative Entfaltung trotz Schmerzen

Kunstunterricht – Marie liebt es künstlerisch tätig zu sein. Gemeinsam mit ihren Mitschülern arbeitet sie an ihrem Kunstwerk. Auch wenn ihre Handgelenke schmerzen, versucht sie so gut es eben geht mitzuhalten.

Liebevolle Verabschiedung: Bis morgen

Nach 90 Minuten klingelt es. Schulschluss – ein langer Schultag geht zu Ende. Die Mitschüler und die Lehrerin verabschieden sich von Marie. Bis morgen, schön dass du da warst!

Statement der Familie

Trotz Schmerzen wurde es Marie ermöglicht, durch den RheumaKinder e.V., der ihr den Avatar für die Nutzung zur Verfügung gestellt hat sowie einer engagierten Lehrerin, am Unterricht teilzunehmen. Alle haben Marie heute das Gefühl gegeben, ein Teil ihrer Klasse zu sein. Es ist ein toller und erfüllter Schultag gewesen, der ohne Avatar nicht möglich gewesen wäre. Marie ist stolz auf sich, auf ihre Lehrerinnen und Lehrer und vor allem auf ihre Mitschülerinnen und Mitschüler.

Die Geschichte von Maries virtueller Reise zeigt, dass Inklusion und Teilnahme nicht durch physische Präsenz definiert sind, sondern durch die Bereitschaft der Gemeinschaft, sich aufeinander zuzubewegen und miteinander zu wachsen. Maries Schultag verdeutlicht, dass der Einsatz von Avataren nicht nur den Unterricht ermöglicht, sondern Integration schafft. Marie beweist, dass die virtuelle Welt mehr sein kann als nur eine Notlösung – sie kann eine Brücke bauen, um Schülerinnen und Schülern, die mit gesundheitlichen Herausforderungen konfrontiert sind, ein vollwertiges schulisches Erlebnis zu bieten. Maries Geschichte erinnert uns daran, dass selbst die größten Herausforderungen überwunden werden können, wenn wir zusammenstehen und innovative Wege finden.

Von uns an Euch: Liebe Marie, liebe Doreen, herzlichen Dank für den wunderbaren und sehr lesenswerten Blog. Wir freuen uns über das positive Feedback zu unserer Arbeit. Am meisten freuen wir uns aber darüber, dass du Marie endlich wieder am Schulleben teilhabe kannst und nicht mehr isoliert in deinem Zimmer sitzen musst – vielleicht überbrückt mit ein paar Wochenstunden Hausunterricht. Ein großes Dankeschön gilt auch der engagierten Klassenlehrerin und der Schulleitung, die diese Projekt so positiv verfolgt und umgesetzt hat!