Erzähl doch mal Judith
Diagnose: Juvenile Arthritis
Hallo, ich bin Judith, 21 Jahre alt und bei mir wurde damals juvenile Arthritis diagnostiziert. Betroffen sind fast alle Gelenke, Knochen und Sehnen.
Ich habe im Jahr 2021 mein Abitur gemacht. Für mich begann also im Sommer 2021 ein neuer Lebensabschnitt. Zum Glück wusste ich schon seit vielen Jahren, was ich nach der Schule machen möchte. Allerdings war es gesundheitlich leider nicht immer klar, ob ich meine Ziele auch erreichen kann. Trotzdem wollte ich an meinem großen Traum Grundschullehrerin zu werden, festhalten.
Bundesfreiwilligendienst
Nachdem ich 13 Jahre lang gelernt habe und gerade in den letzten drei Jahren lernen allgegenwärtig war, brauchte ich von der ganzen Theorie erstmal eine Pause. Daher habe ich mich dazu entschlossen einen Bundesfreiwilligendienst in einer Grundschule zu absolvieren. Zwar stand meine Entscheidung Lehramt zu studieren eigentlich schon fest, aber etwas Praxiserfahrung kann nie schaden. Rückblickend betrachtet, bin ich unendlich dankbar, dass ich dieses Jahr gemacht habe. Es hat mich sowohl in meiner Entwicklung weitergebracht als auch in meinem Wunsch, Lehrerin zu werden, bestärkt. Außerdem habe ich super nette Menschen kennengelernt.
Gesundheitliche Herausforderungen durch Corona
Leider brachte auch dieses Jahr gesundheitliche Herausforderungen mit sich. Medikamentös bezüglich des Rheumas war ich gut eingestellt und hatte wenig Probleme. Allerdings habe ich mich im April 2022 das erste Mal mit Corona infiziert und hatte einen sehr schweren Verlauf. Wochenlang hatte ich mit dem Virus zu kämpfen und konnte in der Zeit auch nicht meine Medikamente nehmen. Aber nach einem guten halben Jahr gehörten alle Symptome – außer der Husten – der Vergangenheit an und ich konnte wieder Kraft sammeln, um den nächsten wichtigen Schritt in meinem Leben zu gehen. Dies fällt mir inzwischen zum Glück nicht mehr so schwer. Natürlich gibt es Höhen und Tiefen, aber dank meines stabilen und unterstützenden Umfelds muss ich den Weg und mag er auch noch so steinig sein, nicht alleine gehen, sondern kann immer auf Unterstützung vertrauen. Das Bfd habe ich erfolgreich beendet. Als nächstes musste ich mich für eine Universität entscheiden. Gerne wollten der Nähe von meinem Wohnort studieren. Dies hat auch geklappt!
Studium, Rheuma und wieder Corona
Inzwischen bin ich im dritten Semester meines Studiums, habe meinen Platz in der Uni gefunden und fühle mich dort wohl. Trotzdem merke ich, wie mich das Studium gesundheitlich immer wieder herausfordert.
Im ersten Semester hatte ich prompt eine Sepsis. Ich habe gerade neue Leute kennengelernt, mit denen ich mich sehr gut verstanden habe, daher wollte ich unbedingt mithalten und habe den Stoff, der mir durch die Krankheit fehlte, aufholen müssen. Das war für mich ein hoher Stressfaktor, denn den regulären Stoff, musste ich ja auch noch lernen. Und neben dem ganzen Lernen musste ich mich auch noch um „organisatorische“ Dinge kümmern, wie z. B. den Antrag für einen Nachteilsausgleich.
Im zweiten Semester wurde das Rheuma wieder schlimmer. Immer öfter hatte ich Schübe und hohes Fieber. Es stellte sich raus, dass mein bisheriges Medikament nicht mehr ausreichend wirkt und ich ein neues brauche. Genau ein Jahr nachdem ich Corona hatte, hatte ich im April dann erneut Corona. Wieder mit einem schweren Verlauf, wenn auch nicht so doll, wie ein Jahr zuvor. Wieder musste ich einen Nachteilsausgleich stellen. Wieder hatte ich viele Arzttermine während des Semesters und der Klausurenphase. Wieder war mein Stresslevel dadurch sehr hoch.
Dass ich ein zweites Mal so doll Corona hatte, hat mich ganz schön runtergezogen. Auch, weil ich Angst hatte, dass ich damit wieder so lange zu kämpfen haben werde, wie beim letzten Mal. Glücklicherweise blieb das Virus aber nicht ganz so lange und ich konnte schon bald wieder durchstarten. Meine Unifreunde haben mir – nachdem ich wieder zur Uni konnte – auch tatkräftig dabei geholfen, den verpassten Stoff nachzuholen.
Aufgeben ist keine Option!
Insgesamt merke ich, dass es nicht immer leicht ist, den normalen Alltag, das Studium, die Hobbys mit meiner Erkrankung zu vereinbaren. Es müssen immer wieder Abstriche gemacht werden. Aber trotzdem ist aufgeben für mich keine Option. Gesund werde ich dadurch eh nicht. Dann kann ich auch lieber alles dafür tun, so ein normales Leben, wie es nur geht, zu führen.
Gerade probiere ich ein neues Medikament aus. Ich nehme es erst seit zwei Wochen, daher weiß ich noch nicht, ob es mir hilft und wie es mir mit den Nebenwirkungen geht. Aber ich möchte positiv in die Zukunft blicken und hoffe deswegen nur das Beste!